Leibniz-Arbeitskreis - Legende und Wirklichkeit

Damals meinten wir noch, wir könnten fliegen, in einer Zeit, so um 1990, in der noch alles möglich war und das Beste erst beginnen sollte. Wir erinnern mit einigen Links und Streiflichtern an eine, wie es scheint, längst vergangene Zeit, die etwa vor 10 Jahren endete. Der Leibniz-Arbeitskreis Berlin e. V. war im Juni 1990 der erste auf dem Gelände der Akademie der Wissenschaften gegründete Verein der Nachwendezeit. Die Mitgliedsversammlungen spiegelten meist auch die Veränderungen und Probleme. Die

Berliner Optiktage

waren damals eine der ersten Aktivitäten auf dem später das Projekt des Wissenschaftscampus Gestalt annehmen sollte.

Auch allgemein interessierenden zum Vorträge und Begegnungen

Freundliches Begegnen

waren ein Schritt in die neue Gesellschaft der Nachwendezeit. Wir nahmen begeistert von den neuen Freiheiten Besitz, unternahmen sogleich eine Vereins-Fahrt zur Heureka nach Zürich, statteten Wilhelm Tell in Altdorf einen Besuch ab und versäumten nicht, auf dem St. Gotthard den Spuren Goethes zu folgen. Endlich angekommen in CERN standen wir vor den großen Riesen der Forschungstechnik, in dem uns ein Kollege aus Zeuthen erläuterte, wie Teilchen elektronisch aufzuspüren und seine Signale auszuwerten sind.

In Berlin-Adlershof gab es von 1990-1997 ein festes Büro. Es gab auch ein Video-Studio. Im Jahre 1997 wurde das Büro zwangsweise geräumt durch einen Handstreich der WIST-Management GmbH.

Nach wenigen Jahren waren wir  also angekommen im lauten, geschwätzigen, kommerziellen, und doch so unendlich bürokratischen  Alltag der Eitelkeiten, in der Ellenbogengesellschaft  sich präsentierender Lobyisten, Alleskönner und Besserwisser. Der Trabbi hatt uns tatsächlich aus der Geschichte gefahren. Allen voran im Wissenschaftskolleg schritt die sog. Evaluierungskommission der Besser-Wessi-Professoren.

Erstaunlich schnell wurden aus den Träumern von gestern bald die mitleidig belächelten Spinner von heute und morgen, nicht nur in den Augen der sog. Wessis. Auch all jene, die über die tschechische und ungarische Grenze geflüchtet, a priori festgelegt auf das neue System, sahen geringschätzig auf die im Osten verbliebenen Freunde. Die alteingesessenen Bundesbürger kamen mit erhobenem Zeigefinger sendungsbewusst und meistens auf der Suche nach einer sich neu auftuenden Marktlücke oder einer Position in einem der neu gegründeten Institute.

Die Zeit, als der Verein seine Erfahrungen mit der neuen Gesellschaft sammelte, war aber bereits geprägt von der Suche nach einer neuen Identität mit jenem Leibniz, mit dem sich viele heute schmücken, ohne viel mehr als Rechenmaschine und Integralzeichen über ihn zu wissen.

Und eine Erfahrung war besonders wichtig: Viel Geld wird in dieser Gesellschaft unsinnig verschwendet, wer es klug anstellt, und mit wenig Geld gut wirtschaften kann oder gelernt hat, der kommt weiter und dem bleibt in einer sich wandelnden Gesellschaft viel Zeit für das Wesentliche. Aber das muss natürlich jeder für sich selbst herausfinden, denn das eine ist sicher: Das Ende des Zeitalters der Arbeit im traditionellen Verständnis zeichnet sich in Europa bereits ab.

Wir haben ein Forum eingerichtet, "rerum causas cognoscere".